Der Wald im Klimawandel
Als der zur Baumscheibe in Abb. 1 gehörige Baum im Jahr 1881 aus einem Samen keimte, war das Klima in Rheinland-Pfalz noch angenehm kühl. Im mittleren Alter mischten sich einzelne warme Jahre ein. Da immer wieder kühlere Jahre folgten, konnte der Baum das noch gut verkraften. In den letzten 30 Jahren beschleunigte sich die Erderhitzung. Es gab fast nur noch warme und sehr warme Jahre. Die Jahrringe lassen erkennen, dass der Baum unter ganz anderen klimatischen Verhältnissen erwachsen ist als er heute vorfindet.
Hitzewellen und Trockenperioden treten in Rheinland-Pfalz zunehmend häufiger auf. Während der Vegetationszeit von Frühjahr bis Herbst fehlen dem Waldboden pro Quadratmeter ca. 200 Liter Wasser.
Hinzu kommt: Je wärmer es ist, umso mehr Wasser verdunstet. Die Bäume leiden dann unter Trockenstress. Sie werfen ihre Blätter ab, um weniger Wasser zu verdunsten. Die geschwächten Bäume werden anfälliger für Schädlinge. Kronenteile oder ganze Bäume können vertrocknen.
Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 ist die Durchschnittstemperatur in Rheinland-Pfalz bereits um 1,6° gestiegen. Die Tendenz geht weiter nach oben – siehe Abb. 2.
Weitere Informationen zum Klimawandel in Rheinland-Pfalz erhalten Sie hier: http://www.klimawandel-rlp.de.
Eins ist klar: Unser Wald wird sich aufgrund des Klimawandels verändern. Wie – das hängt ganz vom Standort ab.
Die Prognose zur Baumarten-Eignung zeigt, dass die Fichte sich in Rheinland-Pfalz weitgehend auf die Höhenlagen der Eifel zurückziehen wird. In der Rheinebene werden unsere derzeitigen Hauptbaumarten weit weniger vorkommen. In den Mittelgebirgen des Hunsrücks, der Eifel und des Westerwaldes kommen die Baumarten meist besser zurecht. Allerdings haben sich die teilweise hohen Fichtenanteile hier als Problem erwiesen. Im Pfälzerwald werden die Hauptbaumarten wohl nicht verschwinden wobei der Haardtrand eine Sonderstellung einnimmt.
Oberstes Ziel ist, die Wälder dahingehend zu entwickeln, dass sie dauerhaft fortbestehen. Dafür wird die Strategie der Risikostreuung durch Vielfalt verfolgt.
Der Wald braucht
- eine Vielfalt an Baumarten
- eine Vielfalt genetischer Herkünfte
- eine Vielfalt in der Altersstruktur
Bei der künftigen Baumartenzusammensetzung soll ein angemessener Mindestanteil von Baumarten der natürlichen Waldgesellschaft gewährleistet bleiben. Das sind zum Beispiel Eiche, Kiefer, Buche, Ahorn, Linde oder Birke. Dabei kommt dem jeweiligen Standort und seiner Eignung für die Baumarten besondere Bedeutung zu.
Diese Arten werden ergänzt durch klimaresiliente Bäume, die es bei uns bereits gibt, die aber bislang seltener vorkommen.
Das sind zum Beispiel Kirsche, Elsbeere, Vogelbeere, Mehlbeere, Hainbuche oder die Weißtanne.
Hinzu kommen alternative Herkünfte heimischer Baumarten aus den Flusstälern der Mosel oder des Rheins, die sich genetisch auf das warme Flussklima eingestellt haben.
Bereits die Römer haben die Esskastanie , die Walnuss oder die Robinie mitgebracht. Diese Arten stammen aus dem Mittelmeerraum und damit aus einem wärmeren Klima. Aus Nordamerika wurde die Douglasie, die Roteiche oder die Küstentanne eingeführt, die Trockenperioden eine gewisse Zeit überstehen können.
Eine kleine Spitze des Vielfaltskegels bilden ergänzende Baumarten aus dem eurasischen Raum.
Das sind zum Beispiel der Baumhasel, die Atlaszeder, die Zerreiche, die Hopfenbuche, die Libanonzeder oder der Amberbaum.
Autor: Bodo Mahl