Das Moor

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Einführung

Eine einfache Definition des Begriffs „Moor“ lautet:

Landschaften, in denen Torf oberflächlich ansteht (Moorböden) oder in denen unter dem Einfluss moortypischer Pflanzen Torf gebildet wird (Moorlebensräume)  Quelle: Was sind Moore? (mooris-niedersachsen.de)

Auf dieser Internetseite finden Sie auch weitere Informationen zu den verschiedenen Moortypen, zu ihrer Entstehung etc. Weitere empfehlenswerte Internetseiten zum Thema sind z.B. 12 kurze Lektionen über Moore | Heinrich-Böll-Stiftung (boell.de) und Über Moore - Moorwissen de (uni-greifswald.de)

Moore besitzen als Lebensräume für seltene und hochspezialisierte Arten nicht nur eine sehr große Bedeutung für den Naturschutz (mehr dazu z.B. unter: Biotopschutz (mooris-niedersachsen.de). Von allen Landlebensräume haben sie nämlich die größte Bedeutung für den Klimaschutz. Sowohl im Positiven als auch im Negativen.

Im Positiven meint die Klimaschutzwirkung von nicht entwässerten Mooren: „Moorböden speichern Kohlenstoff in Form von unvollständig zersetzten Pflanzenresten im Torf. Torfe bilden sich über Jahrtausende hinweg und speichern den Kohlenstoff unter Wassersättigung permanent. Natürliche, lebende Moore sind daher langfristig Senken für Kohlenstoff… In Deutschland stellen Moore mit 1,2 Milliarden Tonnen Kohlenstoff den größten terrestrischen Kohlenstoffspeicher dar“ (Quelle: Klima & Moorschutz - Moorwissen de (uni-greifswald.de).

Negativ ist hingegen die Klimaschutzwirkung von entwässerten Mooren: „Durch Entwässerung verlieren Moore ihre Senkenfunktion und werden zu Treibhausgasquellen. Ohne die permanente Wassersättigung können Mikroorganismen unter Sauerstoffzufuhr den Torfkörper zersetzen. Der dort gespeicherte Kohlenstoff gelangt als Kohlendioxid in die Atmosphäre.“ (Quelle: Klima & Moorschutz - Moorwissen de (uni-greifswald.de))

Mehr als 95 % der Moore in Deutschland sind heute aufgrund entwässerungsbedingter Torfzersetzung bedeutende Quellen für klimarelevante Gase. Die Emissionen von Treibhausgasen (Kohlendioxid und Lachgas) aus entwässerten Mooren erreichen bis zu 27 % der Gesamtemissionen der Länder (Tab. 1).


Abb. 1 Moore und Klimarelevanz


Entwässerte landwirtschaftlich genutzte Moore sind verantwortlich für 80 % der CO2- Emissionen aus der landwirtschaftlichen Landnutzung in der EU (Joosten et al. 2012).
“ (Quelle: Factsheet - Moore in Deutschland - Nutzung und Klimawirkung.pdf (moorwissen.de))


Die Westricher Moorniederung

„In Rheinland-Pfalz gibt es rund 7.000 Hektar Moore… Neben den großräumigen Niedermooren in der Westpfälzischen Moorniederung, (Anmerkung: mit 3200 ha) dem größten zusammenhängenden Moorgebiet in RLP, oder in den verlandeten Flussarmen in der Rheinniederung, finden sich vor allem in den Mittelgebirgslagen eine Vielzahl kleinerer Moorgebiete.“ (Quelle: Moore in RLP | snu.rlp.de | Willkommen in Rheinland-Pfalz)

Die Sonderstellung der Westricher Moorniederung in Rheinland-Pfalz und den umliegenden Bundesländern in der Mitte Deutschlands zeigt die nachfolgende Karte

Abb.2: Verbreitung der organischen Böden und damit aktueller und ehemaliger Moore und Anmoore in Deutschland (Quelle: Greifswald Moor Centrum). Roter Ring: die Westricher Moorniederung

Das Hauptverbreitungsgebiet von Mooren in Deutschland liegt demnach mit großem Abstand im Norddeutschen Tiefland, gefolgt vom Alpenvorland. Deutlich wird in der Abbildung, dass die Westricher  Moorniederung unter den Moorlandschaften größenmäßig in Rheinland-Pfalz und in der Mitte Deutschlands eine herausragende Bedeutung hat.

Echte naturnahe, also nasse und torfdominierte Moorflächen im Sinne der oben genannten Definition gibt es infolge von Torfgewinnung und Entwässerung in der Westricher Moorniederung leider nur noch wenige. „Die aktuell vorhandenen Vermoorungen und Zwischenmoorbereiche sind sekundär überwiegend auf ehemaligen Torfstichen entstanden. Diese Moorbiotope liegen hauptsächlich in den Naturschutzgebieten "Geißweiher", "Rodenbacher Bruch" und "Neuwoog-Moor"… Im Allgemeinen sind diese in große Biotopkomplexe aus Feucht- und Nasswiesen, Röhrichten, Großseggenrieden und mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte eingebunden. Bruch- und Sumpfwälder sind noch kleinflächig erhalten geblieben.“ (Quelle: 6511-301 - Westricher Moorniederung | Fauna-Flora-Habitat-Gebiete in RLP (rlp-umwelt.de))

Naturschutz

Trotzdem besitzt die Westricher Moorniederung in Rheinland-Pfalz noch eine herausragende naturschutzfachliche Bedeutung: „In der Vielzahl an Fauna-, Flora-, Habitat-Lebensraumtypen und ihrer hochgradig gefährdeten Lebensgemeinschaften liegt die Bedeutung des Gebietes wie auch in den großflächigen Standortpotenzialen zur Entwicklung vielfältiger Biotopkomplexe feuchter bis nasser Standorte, vor allem von Zwischenmooren und Moorheiden, Bruch- und Sumpfwaldgesellschaften und Moorwäldern (Quelle: 6511-301 - Westricher Moorniederung | Fauna-Flora-Habitat-Gebiete in RLP (rlp-umwelt.de)).

Für alle NATURA 2000-Gebiete sind die Maßnahmen, die zur Erhaltung oder Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustands der darin vorkommenden natürlichen Lebensraumtypen und Arten erforderlich sind, in sogenannten Bewirtschaftungsplänen darzustellen. Den Bewirtschaftungsplan für die Westricher Moorniederung finden Sie hier: 6511-301 - Westricher Moorniederung | Fauna-Flora-Habitat-Gebiete in RLP

Klima- und Bodenschutz

Wie oben erwähnt ist die Westricher Moorniederung das größte zusammenhängende Moorgebiet in Rheinland-Pfalz. Es handelt sich dabei natürlich nicht mehr um die ursprüngliche und menschenfeindliche  Moor- und Sumpflandschaft, die bis ins 18. Jahrhundert nur über insgesamt drei Knüppeldammwege von Norden nach Süden durchquert werden konnten. Um 1745 begann mit der Anlage eines Entwässerungsgrabens die systematische Kultivierung des Gebietes. Es wurde in der Folgezeit ein dichtes Netz an Entwässerungsgräben gezogen. Dieses Entwässerungssystem war die Voraussetzung für den intensiven Torfabbau (1919 waren geschätzt ca. 35 % des ursprünglichen Torfvorrates abgebaut – siehe Nutzung geothermischer Energie aus dem oberflächennahen Untergund (1-2 Meter Tiefe) (klimawandel-rlp.de), S. 3), die land- und forstwirtschaftliche Innutzungsnahme, den Bau der Airbase Ramstein sowie den Verkehrswege- und Siedlungsbau. Man kann daher heute auch nicht mehr von einer echten Moorlandschaft sondern besser von einer Moorfolgelandschaft oder einer (Moor-) Kulturlandschaft sprechen.

Die zahlreichen Eingriffe sind nach BARTH et al. (1999: 35) für die Entwicklung der Böden nicht ohne Folgen geblieben: „Aufgrund der Grundwasserabsenkung im gesamten Bruch überwiegt in den obersten Torf-Horizonten heute in der Regel ein aerober Lufthaushalt. Dies führt zu einem Abbau des Torfes durch Mineralisation. Ein Zeichen für den rezenten Torfabbau ist die gute Zersetzung des obersten Torf-Horizontes mit einem krümelartigen bis Grobpolyeder/Bröckel-Gefüge als Kennzeichen von Torfvererdungs- bzw. Torfbröckelhorizonten. In den Moorrandbereichen kommen inzwischen völlig reliktische Formen der Moorböden vor.“

Quelle: Landesamt für Geologie und Bergbau (2014): Moore, Klimawandel in Rheinland-Pfalz, S. 4

Die Böden der Moorniederung sind somit Zeugen des Wandels einer Moorlandschaft. Folgende Darstellung von Dr. Ulrich Dehner vom Landesamt für Geologie und Bergbau (unveröffentlicht) zeigt die Veränderung der Moorböden infolge der Kultivierung eindrücklich:

Foto 1: Niedermoor mit Sanddeckkultur (Foto: Landesamt für Geologie und Bergbau)

Boden unter Sanddeckkultur

Das Foto zeigt ein typisches Beispiel für einen Moorboden unter Grünlandnutzung. Ursprünglich wuchsen hier Torfmoose an der Oberfläche. Durch das hoch anstehende Grundwasser wurden die im Laufe der Zeit absterbenden Pflanzen nicht vollständig abgebaut - der Torf wuchs auf. Im Landstuhler Bruch wurden die Torfe bis zu zwei Meter mächtig. Um die Moore landwirtschaftlich zu nutzen wurde auf weiten Flächen Sand aufgefahren und bis in eine Tiefe von 20 Zentimetern eingepflügt. Damit ist ein weiteres Wachstum der Torfmoose nicht mehr möglich.


















Foto 2: Erdniedermoor (Foto: Landesamt für Geologie und Bergbau)

Boden mit Vererdung

Erdniedermoore bestehen aus stark zersetzen Torfen, deren ursprüngliche faserige Struktur nicht mehr erkennbar ist. Hier führte die Trockenlegung zu einer zeitweiligen Austrocknung verbunden mit einem mikrobiellen Abbau der organischen Substanz und damit zu einem Schwund des Torfes.

Unter dem humosen Oberboden folgen hellgraue Sande. Die Färbung der Sande ist durch den Einfluss des Grundwassers bedingt. Sauerstoffarme Bedingungen führen hier zu einer Lösung von Eisen verbunden mit einer Nassbleichung.


















Foto 3: Anmoorgley nach Torfabbau (Foto: Landesamt für Geologie und Bergbau)

Boden nach Torfabbau

Anmoorgleye entstanden im Landstuhler Bruch wahrscheinlich ausschließlich auf abgetorften Flächen. Sie sind somit Relikte oder Folgeböden des Torfabbaus.

Die oberste Bodenschicht besteht aus stark humosen Sanden, deren Humusgehalte im Vergleich zu den Niedermooren sehr stark verringert sind. Das Wort "Gley" ist ein Hinweis grundnasse Verhältnisse.



















Zusammenfassend lässt sich feststellen:

  • Große Teile der ursprünglichen Torfflächen sind durch Torfabbau bzw. den Bau von Siedlungen und Verkehrswegen vernichtet worden.
  • Der Bau von Entwässerungsgräben hat zu einer Veränderung des Wasserhaushalts großer Moorflächen geführt.
  • Die Grundwasserabsenkung im Bruch hat zu aeroben Verhältnissen in den oberen Torfschichten und damit zu einem Torfschwund geführt.
  • Teile des Moores wurden infolge landwirtschaftlicher Nutzung mit Sand bedeckt, der in die oberen Torfschichten eingepflügt wurde (Sanddeckkultur).
  • Ursprüngliche, ungestörte Torfprofile beschränken sich auf wenige Standorte

Quelle: Landesamt für Geologie und Bergbau (2014): Moore, Klimawandel in Rheinland-Pfalz, S. 4

Die Untersuchung finden Sie unter: https://www.klimawandel-rlp.de/fileadmin/website/klimakompetenzzentrum/Klimawandelinformationssystem/Handlungsfelder/Boden/Moore_RLP_Projektbericht.pdf

Obwohl daher die Funktion der Westricher Moorniederung als Kohlenstoffsenke im Vergleich zur ursprünglichen Moor-Naturlandschaft massiv gelitten hat, sind in den Böden der Westricher Moorniederung nach der zuvor angegebenen Quelle mit geschätzt 1 Million Tonnen Kohlenstoff immer noch rund 0,5 % des Kohlenstoffvorrates aller rheinland-pfälzischen Böden enthalten. Bezogen auf die kleine Fläche ist das überproportional viel.

Gleichzeitig ist die Möglichkeit die Moorniederung stärker als Kohlenstoffsenke zu nutzen immens, indem dort, wo es umsetzbar ist, Flächen wiedervernässt und renaturiert werden. Damit würde ein großer Beitrag zum Handlungsfeld „natürlicher Klimaschutz“ geleistet.