Der Kranichwoog

Erlebnisweg-Tafel

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Bedeutung

Der eigentliche Kranichwoog mitsamt seines Beweidungsareals ist sozusagen das Herzstück des „Gesamtprojektes Kranichwoog“. Erst seine Realisierung löste die beiden anderen Teile dieses Gesamtprojektes, des Natura 2000-Erlebnisweges Kranichwoog und des Kranichwoog-Erlebnisturmes aus.

Außerdem ist er ein Naturschutzgroßprojekt mit Bedeutung für die ganze Region und darüber hinaus und zugleich für den ökologisch hoch bedeutsamen Naturraum der Westpfälzischen Moorniederung eine sehr große Bereicherung. Die entsprechenden Erwartungen der Initiatoren des Wooges wurden schnell erfüllt und sogar übertroffen. Natürlich fanden sich zuerst die mobilsten, also flugfähige Arten ein, darunter wiederum die Vögel. Die Zahl der hier nachgewiesenen Arten überstieg schnell die 100, viele davon sehr selten. Auch die Besiedlung mit Libellen ging schnell.

Nähere Informationen zur Entwicklung der Pflanzen- und Tierwelt erhalten Sie unter: „Die Pflanzen- und Tierwelt am Kranichwoog“.

Wichtige Daten und Fakten

Zusammengefasst hier die wichtigsten Informationen zum Teilprojekt Kranichwoog:

  • Bauzeit: 09/2018 – 09/2019; Beweidungsgürtel Ende 2020 hergestellt
  • Wasserflächen: 2 große, 3 kleine Becken mit ca. 6,5 ha Fläche. Maximaltiefe: 1,2 m
  • Kosten: 606.000 € (Grunderwerb, Bau, Beweidungsgürtel, Artenschutz-Monitoring)
  • Flächenbereitstellung, Planung und Baurecht: Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Westpfalz
  • Bauausführung: Verband der Teilnehmergemeinschaften.

Chronologie der Projektumsetzung

Die Idee des Naturschutzes in der Pfälzischen Moorniederung ein großes Flachgewässers anzulegen, ist schon früh dokumentiert, etwa ab den 1980er Jahren. Ziel dabei war der einstigen Moorlandschaft einen wasserdominierten Lebensraum für seltene Pflanzenarten, Amphibien, Libellen und Vögel zurückzugeben.

Als 2011 das Bodenordnungsverfahren für den südlichen Teil der Gemeinde Hütschenhausen begann, nutzte die Ortsgruppe Weilerbach des NABU, insbesondere in Persona von Herrn Alfred Klein, die Chance, die langjährige Idee in dieses Verfahrens einzubringen.

Der damalige Landrat Paul Junker unterstützte von Anbeginn die Projektidee und man beschloss, das Projekt gemeinsam, also seitens NABU und der Unteren Naturschutzbehörde der Kreisverwaltung, voranzutreiben.

Der Projektvorschlag wurde Anfang 2012 dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Westpfalz vorgetragen, das in der Folge eine Machbarkeitsstudie beauftragte.

Im November 2013 wurde diese Studie vorgelegt. Sie stellte die Machbarkeit des Projektes fest und empfahl nach Vergleich von fünf Standortalternativen den heutigen Realisierungsort. Vorteile des gewählten Standorts waren, dass er keinen Grabenanstau erforderte und nicht zu einer Vernässung der umliegenden landwirtschaftlichen Flächen oder einer sonstigen Beeinflussung des Abflussregimes führte. Außerdem erforderte er nur minimale bis gar keine Bodenabfuhr, da der Aushub für die Anlage der ohnehin notwendigen Dämme und der Inseln benötigt wurde. Zugleich war die Wasserspeisung außer über Niederschlagswasser aus einem regulierbaren Zufluss eines im Nebenschluss östlich des Standorts liegenden Grabens gewährleistet.

2014 gab es eine erste Anfrage der Unteren Naturschutzbehörde ans Umweltministerium für eine Finanzierung des Projektes aus Mitteln der Ersatzzahlungen (die z.B. für Windräder, Funktürme ans Umweltministerium zu leisten sind).

Zur weiteren Konkretisierung dieser Anfrage stellte die Untere Naturschutzbehörde die Projektidee im Jahr 2015 dem damaligen Staatssekretär im Umweltministerium vor.

Parallel dazu ging der DLR in die Detailplanung für das Gewässer. Hier ein früher, allerdings so nicht realisierter Entwurf:

Abb.1: Früher Planungsentwurf des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Westpfalz


Ende
2016/Anfang 2017 wurde im Rahmen des Bodenordnungsverfahrens der „Wege und Gewässerplan“ beschlossen. Dieser enthielt auch bereits die Planung für den Kranichwoog. Damit waren die rechtlichen Voraussetzungen für den Bau der Wasserflächen geschaffen.

2017 wurde auf Bitte des Umweltministeriums die Finanzierungskonzeption für das Projekt geändert. Statt aus Ersatzzahlungsmitteln sollte es aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) finanziert werden. Aufgrund der besseren Förderquote wurde der entsprechende Antrag vom NABU gestellt, so dass dieser statt der Kreisverwaltung zum formellen Projektträger wurde.

Im Juni 2018 wurden die GAK-Mittel bewilligt.

Am 3. September 2018 konnte mit dem Bau begonnen werden. Die Ausführung lag beim Verband der Teilnehmergemeinschaften (VTG) im Rahmen des Bodenordnungsverfahrens. Eine Arbeitsgruppe aus NABU, Unteren Naturschutzbehörde, Ortsbürgermeister, Ingenieurbüro und DLR betreute im Rahmen einer Vielzahl von Vorort-Besprechungen die Baumaßnahme.

Foto 1: Baubeginn am 3.9.2018 (Foto: Alex Weis)

Die weitere Entwicklung sehen Sie in der Bildergalerie 1

Am 3.12.2018 begann der Bau des Beckens 2.

Foto 2: Auslauf von Becken 1 und Baustelle Becken 2 am 4.2.2019 (Foto: Andreas Dein)


Bei Becken 1 fanden sich schon während der Bauphase die ersten Wasservögel ein. Richtig intensiv ging die Neubesiedlung aber nach Ende der Bauarbeiten und v.a. im Frühjahr 2019 los. Siehe Bildergalerie 2.

Besonders zu erwähnen ist unter den Neuankömmlingen der Flussregenpfeifer:

Foto 3, 28.5.2019: Kaum am Kranichwoog eingezogen und schon erfolgreich gebrütet haben – und das war schon eine kleine Sensation – gleich drei Flussregenpfeifer-Pärchen (Foto: Alex Weis)

Foto 4: Baufortschritt am 2.7.2019: Becken 2 mit ebenfalls einer Insel in der Mitte nimmt Formen an (Foto: Andreas Dein)

Foto 5: Wenige Tage später, nämlich am 24.7.2019 ist auch dieses fast fertig (Foto: Timo Ruof)

Im Anschluss an Becken 2 wurden als „Becken 3“ noch drei Kleingewässer angelegt.

Foto 6: „Becken 3“ in Form von drei Kleingewässern (Foto: Andreas Dein)


Bereits am 27. September 2019 konnten die Baggerarbeiten an den Becken beendet werden. Die schnelle und reibungslose Ausführung war vor allem der hervorragenden Leitung der Bauarbeiten durch das DLR und Umsetzung durch den VTG zu verdanken.

Sowohl die Teilnehmer des Bodenordnungsverfahrens, die Ortsgemeinde Hütschenhausen, Landesforsten, betroffenen Landwirte, Jäger und anderen Landnutzer als auch die Öffentlichkeit  wurde von Beginn an und durchgängig breit informiert und auf diese Weise „mitgenommen“. Dies ist sicher mit ein Grund für die große Unterstützung, die das Projekt von allen Seiten erfahren hat.

Foto 7: Nach dem Abschluss der Bauarbeiten: die beiden großen Becken und links die drei Kleingewässer (Foto: Timo Ruof)


Am 11. März 2020 konnte dann der neu hergestellte Naturschutzwoog offiziell durch die damalige Umweltministerin Höfken eingeweiht werden.

Foto 8: Einweihungstermin 11.3.2020 mit in der vorderen Reihe von links nach rechts Landrat Lessmeister, Staatsministerin Höfken, Siegfried Schuch und Cosima Lindemann, beide NABU Rheinland-Pfalz (Foto: Alex Weis)


Bereits während der Bauarbeiten wurde die Baustelle von vielen Neugierigen und Freizeitnutzern aufgesucht. So wurden Partys mit Lagerfeuern an Becken 1 gefeiert und Modellbootfahrer, Mineraliensucher, Mountainbiker, Hundeführer, und Quadfahrer waren an den Wasserflächen und Dämmen zu beobachten.

Foto 9: Quadfahrer am Becken 1 (Foto: Alex Weis)

Nach der Berichterstattung über die Einweihung nahmen solche Freizeitnutzungen nochmals deutlich zu. Für die Vogel- und sonstige Tierwelt bedeutete dies eine große Beeinträchtigung.

Daher bestand große Dringlichkeit den geplanten Beweidungsgürtel um die Becken herzustellen. Denn die extensive Beweidung dient nicht nur der ökologischen Aufwertung der um die Wasserflächen liegenden Flächen, sondern mittels Einzäunung und Wasserbüffeln auch dem Fernhalten von Störungen.

Hilfsweise wurde zunächst eine Teilfläche um die Becken provisorisch abgezäunt. Auf dem entsprechenden Areal konnten am 20.10.2020 die ersten 6 Karpatischen Wasserbüffel freigelassen werden. Ab dem Zeitpunkt fanden die genannten Störungen ein Ende.

Foto 10: Die ersten sechs Karpatischen Wasserbüffel finden sich sofort zu recht (Foto: Alex Weis)


Am 11. Dezember 2020 waren dann die komplette Einzäunung für das rund 40 ha große Beweidungsareal um die Wasserflächen und weitere Beweidungsinfrastruktur wie der Unterstand fertiggestellt.

Abb. 2: Zaunverlauf und Standort Unterstand (Luftbild bearbeitet durch: Andreas Dein)


Foto 11: Im Unterstand sind die Wasserbüffel unmittelbar nach dessen Fertigstellung eingezogen (Foto: Alex Weis)

Mit der Herstellung des Beweidungsgürtels war das Projekt „Kranichwoog“ im Dezember 2020 fertiggestellt.